Das Grundprinzip
Die
Grundlage
heutiger
Lernsoftware
bildet
die
Erkenntnis,
dass
Gedächtnis
sich
am
besten
durch
Wiederholung
in
sich
vergrößernden
Abständen
auf
-
baut
(
spaced
repetition
).
Schon
physische
Karteikar
-
tensysteme
wie
das
Leitner-System
nutzten
dieses
Prinzip
sehr
systematisch
(Sebstian
Leitner,
1919-
1989).
Dem
gegenüber
kann
natürlich
eine
digitale
Verwaltung
von
Karteikarten
noch
erheblich
mehr
leisten.
Das
Grundprinzip
ist
jedoch
sehr
einfach:
Wurde
eine
Karte
richtig
beantwortet,
so
verlängert
sich
das
Intervall
bis
zur
nächsten
Vorlage.
Wurde
sie falsch beantwortet, so verkürzt sich das Intervall.
Der
Idealfall
besteht
darin,
dass
die
Karte
immer
dann
zum
Wiederholen
vorgelegt
wird,
wenn
sie
gerade
noch,
mit
einer
kurzen
Suche,
korrekt
erin
-
nert
werden
kann.
Zu
seltene
Wiederholungen
stören
den
Gedächtnisaufbau
und
die
Motivation,
zu
häufige
Wiederholungen
sind
langweilig
und
kosten
Zeit.
Um
den
richtigen
Zeitpunkt
zu
steuern,
benut
-
zen
Karteikarten-Apps
(auch
Vokabeltrainer
genannt)
unterschiedliche
Algorithmen,
aber
das
Grundprinzip ist immer gleich.
Der
erste
Schritt
besteht
darin,
dass
ein
Wort
erst
-
mals
vorgestellt
wird
und
dem
Kurzzeitgedächtnis
eingeprägt
wird.
Damit
wechselt
es
aus
dem
Warte
-
pool
in
den
pool
der
einmal
gelernten
Wörter
über.
Dort
angekommen,
wird
das
Wort
mit
einem
ersten
Wiederholungsintervall
versehen,
das
z.B.
standard
-
mäßig
20
Stunden
beträgt.
Es
wird
infolgedessen
am
nächsten
Tag
zum
Wiederholen
angeboten.
Ist
die
Antwort
richtig,
wird
das
Intervall
mit
einem
Faktor
>
1
(zum
Beispiel
1,4)
mal
genommen,
und
das
Wort
wird
erst
28
Stunden
später
wieder
angeboten.
Bei
“falsch”
wird
das
Intervall
mit
einem
Faktor
<
1
multipliziert
(z.B.
0,5),
es
wird
also
bereits
in
10
Stunden erneut angeboten.
Auf
diese
Weise
erwirbt
das
Wort
allmählich
ein
Erin
-
nerungsintervall,
das
dem
Langzeitgedächtnis
entspricht, also z.B. 30 oder 60 Tage.
Ein
idealer
Verlauf
sähe
so
aus
(erste
Tabelle,
Zeiten
gerundet,
anfangs
Stunden,
dann
Tage).
Es
benötigt
also
immerhin
12
Wiederholungen,
um
im
Bereich
des stabilen Langzeitgedächtnisses anzukommen.
Wichtig
ist
also
eine
präzise
Steuerung
des
Wieder
-
holungsintervalls.
Memorion
benutzt
dazu
z.B.
noch
eine
4.
Kategorie
(„einigermaßen
gewusst“),
bei
der
das
Intervall
gar
nicht
geändert
wird.
Flashcards
Deluxe
(FCD)
und
Memorion
bietet
die
Möglichkeit,
das
Intervall
bei
jeder
Wiederholung
von
Hand
zu
korrigieren,
wodurch
z.B.
bei
leichten
Wörtern
unnötige
Wiederholungsschritte
übersprungen
wer
-
den
können
-
ein
Riesenvorteil
bei
einem
großen
Kurs.
bei jeder Wiederholung „richtig“, Faktor 1,4
bei jeder Wiederholung „sehr gut gekonnt“, Faktor 2,2
Der Wiederholungsberg
Das
Hauptproblem
eines
großen
Kurses
besteht
darin,
dass
ein
enormer
Wiederholungsberg
ent
-
steht.
Je
mehr
Karten
gelernt
wurden,
desto
mehr
Karten
müssen
irgendwann
wiederholt
werden,
auch
wenn
sich
ihre
Intervalle
vergrößern.
Und
jede
Karte,
deren
Wiederholungszeitpunkt
verstrichen
ist,
wartet
darauf,
dem
Benutzer
vorgelegt
zu
werden.
Was
aber,
wenn
der
Benutzer
ein
paar
Tage
nichts
tut?
Der
pool
der
zu
wiederholenden
Karten
füllt
sich
unerbittlich
weiter.
Das
gleiche
passiert,
wenn
der
Nutzer
die
Anzahl
an
einem
gegebenen
Tag
nicht
bewältigt.
Sagen
wir,
es
haben
sich
120
zu
wieder
-
holenden
Karten
in
den
pool
geschoben,
und
er
wiederholt
nur
50,
dann
drängeln
sich
die
unbearbei
-
teten
70
am
nächsten
Tag
vor
die
“Neuen”
(z.B.
wieder 120) und so weiter.
Sich
darum
nicht
zu
kümmern,
löst
das
Problem
nicht,
denn
je
voller
der
pool
wird,
desto
mehr
ver
-
zögern
sich
die
Wiederholungen
über
den
berechne
-
ten,
idealen
Zeitpunkt
hinaus,
was
dazu
führt,
dass
der
Benutzer
immer
mehr
Karten
nicht
„kann“.
Deren
Intervall
wird
infolgedessen
verkürzt,
und
das
erhöht
in
der
Zukunft
wieder
die
zu
wiederholende
Anzahl.
Worte aufzunehmen, wenn man alle Wiederholungen
abgearbeitet
hat
und
danach
noch
Zeit
und
Lust
hat.
Das
zweite
Element
ist
Lerndisziplin.
Es
geht
darum,
jeden
Tag
dranzubleiben,
selbst
wenn
es
nur
ein
paar
Minuten
sind.
Das
dritte
Mittel
ist
flexibles
Hin
-
ausschieben
von
gut
beherrschten
Worten.
Jede
Software
bietet
die
Option,
eine
Karte
komplett
aus
-
zuschließen.
Besser
ist
jedoch,
die
Möglichkeit
zu
haben,
einzelnen
Karten
gezielt
(beim
Lernen)
große
Intervalle
zuweisen
zu
können.
Dies
ist
z.B.
bei
FCD
und
Memorion
der Fall.
Doppelte Statistiken
Wichtig
ist
dabei,
dass
das
Programm
die
beiden
Lernrichtungen
getrennt
verarbeitet.
Typischerweise
ist
Fremdsprache
>
Muttersprache
einfacher,
so
dass
einem
z.B.
zu
"el
idioma"
sofort
"die
Sprache"
einfällt
(„richtig“),
während
man
auch
nach
längerem
Nach
-
denken
bei
"die
Sprache"
nicht
fündig
wird
(”falsch“).
Daher
sollten
diese
beiden
Lernrichtungen
wie
zwei
getrennte
Karten
behandelt
werden,
so
dass
einem
z.B.
"die
Sprache"
sehr
bald
wieder
vorgelegt
wird,
während
"el
idioma"
erst
mit
größerem
Abstand
wie
-
der auftaucht.
Alle
von
uns
unterstützten
Lern-Apps
können
das.
Wenn
das
Intervall
zudem
händisch
beim
Lernen
ver
-
ändert
werden
kann,
wird
man
in
vielen
Fällen
das
spanische
Wort
gleich
auf
einen
sehr
großen
Abstand
setzen,
während
man
für
die
Zuordnung
deutsch-spa
-
nisch ein paar Wiederholungen braucht, bis es sitzt.