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Anki

Fortgeschrittenes Arbeiten (Autor: Robin Köstler)

Warum Du das brauchst.

In aller Kürze: Die Anki-Standardeinstellungen sind schlecht für diesen Kurs! Nutzt man die Funktionen zum präzisen Einstellen der Lern-Intervalle NICHT optimal, verschwendet man viel Zeit mit dem Lernen von Karten, die man schon gut kann, und inves - tiert dadurch ein Vielfaches der Zeit, die man eigentlich bräuchte.

Welche „gekonnt-Quote“ ist anzustreben?

Das Ziel des Lernens mit Anki von Spanisch 5000 ist, möglichst viele Karten im Langzeitgedächtnis zu behalten. Idealerweise möchte man natürlich 100% der schon häufig wiederholten Karten können, was aber unrealistisch ist, denn man wird zwangsläu - fig wieder ein paar vergessen oder falsch beantworten. Je nach Selbstanspruch an die Präzision, mit welcher man lernt, kann diese Quote also variieren. Als grobe Richtlinie sollte sie aber zwischen 90-98% liegen. Je höher, desto besser kann man die Karten, desto mehr Aufwand zum Lernen ist aber auch nötig. Unter 90% kann man die Karten zu schlecht, denn hier muss man bedenken, dass viele nach einer gewissen Zeit selbsterklärende und einfache Karten (Anteil ca. 80%) vorkommen bzw. jede Karte Vorder- und Rückseite besitzt. Setzt man voraus, dass man diese meist richtig beantwortet, verbleiben wenige schwierige Karten (Anteil ca. 20%), von denen man dann mehr als die Hälfte nicht kann! Der Lerneffekt insgesamt hält sich also stark in Grenzen. Noch dazu hat man einiges mehr an Wiederholungsaufwand durch die Vergessenen. Über 98% sind die Intervalle zu klein, man arbeitet also zu ineffizient. Natürlich ist es theoretisch schön, wenn man fast alles kann, doch man erinnere sich an folgendes Phänomen: „Die reichsten 1% der Weltbevölkerung besitzen 50% des Vermögens aller Menschen.“ Im Lernkontext bedeutet das „Für die letzten Prozente, also Richtung 100%, braucht man verhältnismäßig immer immer mehr Aufwand“, was sich schlichtweg nicht lohnt (siehe auch Pareto-Prinzip). Man kann sich in der Stapel-Statistik in Anki diese Quote anzeigen lassen, in dem man „Lebensdauer des Stapels“ auswählt und dann unter „Antwortschaltflächen“ die „alten“ Karten hernimmt. Meine Empfehlung: Da Spanisch 5000 auf Seite 3 auch bei den selbsterklärenden Karten interessante Zusatzinformationen liefert, die man u.U. wieder vergessen hatte, bietet sich eine relativ hohe Quote an, viel höher als bei reinen Wortlisten-Decks. Wer aber sehr wenig Zeit in den Kurs und das kontextbasierte Lernen investieren will, kann auch in Richtung 90% gehen.

Lernprinzip: neue/junge/alte Karten, Graduierung

Es braucht eine Weile, bis sich eine Karte in das Langzeitgedächtnis einprägt. In dieser sog. „Graduierungsphase“ sind statistisch ca. die Hälfte der Wiederholungen angesiedelt. Eine neue Karte ist solange in der Graduierungsphase, bis sie nach festlegbar vielen Wiederholungsintervallen „graduiert“, z.B. Neu (Antwort: „Gut“) —> 2 Tage (Antwort: „Gut“) —> 7 Tage, graduiert. Was passiert nun mit einer Karte in der Graduierungs - phase je nach Antwort? „Nochmal“: Der Fortschritt der Karte wird komplett zurückgesetzt, sprich die Karte ist wieder neu. „Schwer“: Die Graduierung tritt auf der Stelle und kommt nicht weiter. „Gut“: Die Graduierung kommt einen Schritt weiter. „Einfach“: Die Karte graduiert sofort. Eine Karte kann nur einmal graduieren, danach wird sie als „junge Karte“ behandelt (außer sie wird vergessen). Sobald sie ein Intervall von über 21 Tagen erreicht, wird eine „junge Karte“ zu einer „alten Karte“. Junge/alte Karten werden anders behandelt als solche in der Graduierungsphase. Dazu ist es wichtig, den Unterschied zwischen Intervall und Leichtigkeit einer Karte zu kennen. Das aktuelle Intervall ist die Zeit seit der letzten Wiederholung. Die Leichtigkeit (in %) ist ein Wert, der auf den vergangenen Antworten basiert. Hat man oft „Einfach“ gedrückt, ist die Leichtigkeit höher, und die Karte wird bei zukünftigen Wiederholungen weiter als üblich weggeschickt. Und umgekehrt. Was passiert nun genau mit einer Karte in dieser Phase? „Nochmal“: Das Intervall wird stark reduziert, die Karte wird in die Graduierungsphase zurückgeschickt. Die Leichtigkeit wird reduziert. „Schwer“: Das Intervall bleibt gleich und die Leichtigkeit wird reduziert. „Gut“: Das Intervall wird etwas größer und die Leichtigkeit bleibt gleich. „Einfach“: Das Intervall wird deutlich größer und die Leichtigkeit erhöht sich.

Welche Antworten sollte man wann benutzen?

Bei neuen Karten : „Nochmal“: Falls nicht gekonnt. Wichtig: Beim erneuten Wiederholen in 10 Minuten o.ä. auf keinen Fall „Einfach“ wählen! „Schwer“: Wenn man lange überlegt hat. „Gut“: Standard-Antwort. Man hat etwas überlegt und große Teile der Antwort richtig. „Einfach“: Falls einem sofort die ganze Antwort einfällt, z.B. bei offensichtlichen Karten wie „el presidente“. In der Graduierungsphase : „Nochmal“: Nicht gekonnt. „Schwer“: Selten bis gar nicht, da es nur die Graduierung aufhält und „Gut“ ein ähnliches Intervall hat. Vielleicht, wenn man ewig überlegt hat. „Gut“: Standard-Antwort. Man hat etwas überlegt und große Teile der Antwort richtig. „Einfach“: Falls einem sofort die ganze Antwort einfällt. Diese Taste reduziert den Lernaufwand enorm. Meistens ist das schon in Schritt 1 der Graduierung (z.B. nach 2 Tagen) der Fall. Aber: Nicht gleich „einfach“ wählen, nur weil die Karte erst vor wenigen Minuten gezeigt wurde! Bei jungen/alten Karten : „Nochmal“: Nicht gekonnt. Je älter die Karte (größeres Intervall), desto härter sollte man mit sich selbst sein. „Schwer“: Umso häufiger „Schwer“ statt „Gut“, je die Karte älter ist; wenn man lange überlegen musste bzw. kleinere Teile falsch/vergessen hatte. „Gut“: Man hat schon 3-10 Sekunden überlegt und große Teile der Antwort richtig bzw. nur kleine Fehler gemacht, wie z.B. Artikel falsch. „Einfach“: Standard-Antwort. Falls einem sofort die ganze Antwort einfällt (Normalfall) - das reduziert den Lernaufwand enorm. Wichtig: Hatte man eine junge/alte Karte falsch und sie erscheint wieder in 10 Minuten, kann man sie meistens trotzdem wieder sehr gut. In diesem Fall klickt man dann auf „Einfach“ und erhält einen Bruchteil seines alten Intervalls, z.B. 15 Tage (siehe unten „Intervall für neue“). Das erspart eine erneute zähe Graduierung.

Welche Einstellungen sind optimal?

Neue Karten: Eine zweischrittige oder dreischrittige Graduierung als Lernphase ist für das Kurzzeitgedächtnis essentiell. Dazu sollten die Abstände innerhalb der Graduierung immer größer werden. Das Intervall für „Einfach“ sollte nochmal größer sein als das Graduie - rungsintervall. Zusätzlich sollte auch die Abgrenzung zur Option „Schwer“ mind. 1 Tag betragen, sodass insgesamt jede Antwortschaltfläche sich von den anderen um mindestens einen Tag unterscheidet. Hintergrund dieser Theorie ist, dass man möglichst oft vom „Ich hab über Nacht geschlafen“-Effekt (siehe Flaggen & Aufschieben) profitieren möchte. Das ist wichtig, denn jede Karte hat zwei Seiten und im Laufe der Zeit ist es für den Lerneffekt ideal, wenn beide Seiten wiederholungsmäßig immer weiter auseinanderdriften. Konkret benutze ich: Schritte (in Minuten): 10, 2880 (= 2 Tage), 7200 (= 5 Tage); (diese erhält man beim konsekutiven Wählen von „Gut“) Graduierungsintervall: 9 Tage (erreicht man beim dritten konsekutivem Wählen von „Gut“) Intervall für einfache Karten: 10 Tage (erreicht man ein der Graduierungsphase jederzeit über „Einfach“) Anfängliche Leichtigkeit: 250 % (Erklärung: Hier kann man auch gut variieren, wenn die Quote der richtigen „alten“ Karten zu hoch ist, kann man den Wert beispielsweise erhöhen. U.U. sollte man in diesem Szenario die Selbstbewertung dann etwas ver - schärfen, also strenger bewerten. Den Wert zwischen 200% und 300% anzusiedeln, ist dennoch höchst empfehlenswert.) Verwandte Karten aufschieben: Nein. (Erklärung: Theoretisch strengt man natürlich das Gehirn mehr an, wenn man das auf „Ja“ setzt, da man sich am nächsten Tag nochmal Gedanken machen muss. Allerdings spart „Nein“ viel Zeit, da man dann quasi nur beidseitige Karten pro Tag hat und die andere Seite schon besser kann. Außerdem teilt man Spanisch-Deutsch und Deutsch- Spanisch sowieso meistens in unterschiedliche Antwortschaltflächen auf, dann sind diese ab dem nächsten Wiederholen auseinander.) Was passiert dann in der Graduierungsphase beispielhaft? Neu („Gut“) —> 2 Tage („Gut“) —> 5 Tage („Nochmal“) —> 10 Minuten („Gut“) —> 2 Tage („Gut“) —> 5 Tage („Schwer“) —> 5 Tage — („Gut“) —> 9 Tage (graduiert) Oder etwas realistischer: Neu („Gut“) —> 2 Tage („Einfach“) —> 10 Tage (graduiert Wiederholungen: Maximale Wiederholungen pro Tag: 500 (Erklärung: Man sollte immer alle Wiederholungen jeden Tag machen und es nicht am Limit scheitern lassen! Sind es zu viele Wiederholungen, muss man die Anzahl neuer Karten verringern! Beachte, dass dieser Effekt erst nach ein paar Tagen spürbar ist.) Bonus für einfach: 170% (Erklärung: Ein experimenteller Wert, der gut funktioniert. Je höher, desto krasser ist der Unterschied zwischen „Einfach“ und „Gut“ auf lange Sicht. Will man z.B. einfache Karten nicht mehr sehen, kann man hier deutlich höher (z.B. 200%) gehen. Allerdings ist dann zu beachten, dass man ausschließlich bei augenblicklicher Erinnerung an die Bedeutung „Ein - fach“ wählen sollte! Persönlich behalte ich den Wert lieber niedriger, damit ich nicht so gierig nach großen Intervallen werde und oft „Einfach“ wählen kann ohne schlechtes Gewissen.) Intervallfaktor: 100 % (Voreingestellter Wert, kann man so lassen. Möchte man seine richtigen alten Karten von Wert „x %“ auf Wert „y %“ bringen, kann man folgendes als Intervallfaktor einstellen: log(y / 100) / log(x / 100) mit dem natürlichen Loga - rithmus. Beispiel: Um von 97 % auf 96 % zu sinken, nehme man log(0.96)/log(0.97) = 1,34“, also 134 %.) Maximales Intervall: 3650 Tage (Erklärung: Theoretisch kann man das Maximalintervall auf die Dauer eines Lebens setzen, da irgendwann Karten in das lebenslange Langzeitgedächtnis eingebrannt werden. Allerdings kann man Karten auch alle 10 Jahre wiederholen, um von Seite 3 zu profitieren und das Können und alle Bedeutungen wieder etwas in den Schuss zu bringen. Bei 15000 Karten und 10 Jahren sind es irgendwann 5-10 Karten/pro Tag, die man wiederholen muss. Eine Sache von 2 Minuten am Tag, um die Spanischkenntnisse auf einem sehr guten Level zu halten, ist als ultimatives Ziel mehr als akzeptabel, oder? Genauso gut, kann man natürlich 5 oder 2 Jahre wählen, mit doppeltem/fünffachem Aufwand dann…) Verwandte fällige Karten aufschieben: Ja. (Erklärungen von oben greifen alle: „Über-Nacht-geschlafen-Effekt“, Auseinanderdrif - ten von Intervallen wird begünstigt, bei langen Intervallen ist ein Tag hin oder her auch egal.) Fehlschläge: Schritte (in Minuten): 5, 2880 (= 2 Tage) Intervall für neue: 10 % (Erklärung: siehe oben bei „Welche Antwortschaltflächen?“ und wichtiger Zusatz; 10 % setzt den Fortschritt ungefähr um zwei Lernphasen zurück, was meistens ausreicht, um das Gedächtnis wieder gerade zu biegen. 30 % wäre sozusagen die vorherige Lernphase und 3% wären gleich 3 Lernphasen) Minimales Intervall: 2 Tage (Erklärung: Genauso gut kann man 1 Tag nehmen. Dann kommt der Fehlschlag nach Drücken von „Gut“ nach frühestens 1 bzw. 2 Tag(en).) Lernbremsen-Schwellwert: ? (Ich bin kein Fan einer Lernbremse, schließlich benutzt man Anki genau deswegen, um auch die ganz schwierigen Karten ganz häufig zu sehen. Ich habe diesen Wert auf 50x Vergessen gesetzt.) Sonstige Einstellungen: Maximale Antwortzeit: 60 Sekunden, so kommt es im Ablenkungsfall nicht zu einer Verfälschung der internen Statistik. Ansonsten gilt: Probieren geht über studieren! Man sollte die Einstellungen immer seinen persönlichen Bedürfnissen anpassen, und auch etwas herumexperimentieren, gerade bei den Parametern: Anfängliche Leichtigkeit, Intervallfaktor und Bonus für ein - fach. Meine Werte sind auch nur Empfehlungen, die relativ gut funktionieren und mir jeden Monat ungefähr die gleiche Lernzeit bescheren, obwohl es immer mehr Karten werden! Wie viele neue Karten pro Tag? Hat man die Lern-Intervalle relativ effizient eingestellt (sagen wir 95-98% Richtige bei alten Karten), so braucht man ca. pro zwei neuen Karten pro Tag (d.h. ein neues Wort jeden Tag) in etwa 3-4 Minuten an gesamten Lernaufwand jeden Tag. (Dabei berück - sichtige ich das stetige Lesen der Seite 3! Sonst wären es natürlich viel weniger!) Nochmal an meinem Beispiel verdeutlicht: Ich mache 20 neue Karten (= 10 neue Wörter/Phrasen) jeden Tag und mein Lernauf - wand liegt pro Tag im Schnitt bei 34,8 Minuten. So kann man gut hochrechnen, wie viel Zeit pro Tag man in den Kurs investieren möchte: 5 neue Karten pro Tag: Täglicher Lernaufwand 8-10min, Gesamtdauer des Kurses: 8,2 Jahre 10 neue Karten pro Tag: Täglicher Lernaufwand 15-20min, Gesamtdauer des Kurses: 4,1 Jahre 20 neue Karten pro Tag: Täglicher Lernaufwand 30-40min, Gesamtdauer des Kurses: 2,1 Jahre 50 neue Karten pro Tag: Täglicher Lernaufwand 75-90min, Gesamtdauer des Kurses: 10 Monate Flaggen & Aufschieben Gelegentlich hat man beim Lernen das Gefühl „Mist, jetzt habe ich vergessen, an die wichtige Zweitbedeutung zu denken oder ein Teil der Übersetzung etwas fälschlich/noch nicht so gut im Kopf“. Wenn man an dieser Stelle die Karte nicht gleich auf null zurück - katapultieren möchte, gibt es das nützliche Feature der „Flagge“. Ich versehe an dieser Stelle die Karte mit der gelben Flagge, analog zur Ampelwarnfarbe, und wähle dann i.d.R. „schwer“ oder „gut“. Wenn die Karte das nächste Mal auftaucht, sieht man die Flagge schon, bevor man auf „Antwort anzeigen“ klickt. Das hat zur Folge, dass man deutlich genauer über die andere Seite der Karte nachdenkt. Wenn man sie dann zufriedenstellen konnte, kann man die Flagge entfernen und eine Antwortschaltfläche seiner Wahl wählen. Wenn nicht, sollte man die Karte auf „Nochmal“ setzen und auch die Flagge entfernen. Insgesamt spart das einen Haufen Gedanken, wenn man sich schlecht entscheiden kann, was zu tun ist. Gelegentlich hat man beim Lernen auch das Gefühl „Mist, jetzt war ich geistesabwesend und habe an ein weitgehendes Synonym des Wortes gedacht/bzw. die Hinweise überlesen“. In diesem Fall kann man die Karte auf morgen „Aufschieben“. Da sich das temporäre Gedächtnis durch Schlaf ganz gut zurücksetzt (aka man weiß nicht mehr genau, was man beim Einschlafen genau gelesen hatte), vermeidet man den Spoiler-Effekt, der den Sinn eines aktuellen Kartenintervalls zerstören würde. Allerdings sollte man die Karte am nächsten Tag auch nicht unbedingt auf „Einfach“ setzen. Dieses Szenario kann man auch gut mit einer Flagge kombinieren.
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Anki

Fortgeschrittenes Arbeiten (Autor:

Robin Köstler)

Warum Du das brauchst.

In aller Kürze: Die Anki-Standardeinstellungen sind schlecht für diesen Kurs! Nutzt man die Funktionen zum präzisen Einstellen der Lern-Intervalle NICHT optimal, verschwendet man viel Zeit mit dem Lernen von Karten, die man schon gut kann, und investiert dadurch ein Vielfaches der Zeit, die man eigentlich bräuchte.

Welche „gekonnt-Quote“ ist anzustreben?

Das Ziel des Lernens mit Anki von Spanisch 5000 ist, möglichst viele Karten im Langzeitgedächtnis zu behalten. Idealerweise möchte man natürlich 100% der schon häufig wiederholten Karten können, was aber unrealistisch ist, denn man wird zwangsläufig wieder ein paar vergessen oder falsch beantworten. Je nach Selbstanspruch an die Präzision, mit welcher man lernt, kann diese Quote also variieren. Als grobe Richtlinie sollte sie aber zwischen 90-98% liegen. Je höher, desto besser kann man die Karten, desto mehr Aufwand zum Lernen ist aber auch nötig. Unter 90% kann man die Karten zu schlecht, denn hier muss man bedenken, dass viele nach einer gewis - sen Zeit selbsterklärende und einfache Karten (Anteil ca. 80%) vorkommen bzw. jede Karte Vorder- und Rückseite besitzt. Setzt man voraus, dass man diese meist richtig beantwortet, verbleiben wenige schwie - rige Karten (Anteil ca. 20%), von denen man dann mehr als die Hälfte nicht kann! Der Lerneffekt insge - samt hält sich also stark in Grenzen. Noch dazu hat man einiges mehr an Wiederholungsaufwand durch die Vergessenen. Über 98% sind die Intervalle zu klein, man arbeitet also zu ineffizient. Natürlich ist es theoretisch schön, wenn man fast alles kann, doch man erinnere sich an folgendes Phänomen: „Die reichsten 1% der Weltbe - völkerung besitzen 50% des Vermögens aller Men - schen.“ Im Lernkontext bedeutet das „Für die letzten Prozente, also Richtung 100%, braucht man verhält - nismäßig immer immer mehr Aufwand“, was sich schlichtweg nicht lohnt (siehe auch Pareto-Prinzip). Man kann sich in der Stapel-Statistik in Anki diese Quote anzeigen lassen, in dem man „Lebensdauer des Stapels“ auswählt und dann unter „Antwortschaltflä - chen“ die „alten“ Karten hernimmt. Meine Empfehlung: Da Spanisch 5000 auf Seite 3 auch bei den selbsterklärenden Karten interessante Zusatz - informationen liefert, die man u.U. wieder vergessen hatte, bietet sich eine relativ hohe Quote an, viel höher als bei reinen Wortlisten-Decks. Wer aber sehr wenig Zeit in den Kurs und das kontextbasierte Lernen investieren will, kann auch in Richtung 90% gehen.

Lernprinzip: neue/junge/alte Karten, Graduierung

Es braucht eine Weile, bis sich eine Karte in das Lang - zeitgedächtnis einprägt. In dieser sog. „Graduierungs - phase“ sind statistisch ca. die Hälfte der Wiederholun - gen angesiedelt. Eine neue Karte ist solange in der Graduierungsphase, bis sie nach festlegbar vielen Wiederholungsintervallen „graduiert“, z.B. Neu (Antwort: „Gut“) —> 2 Tage (Antwort: „Gut“) —> 7 Tage, graduiert. Was passiert nun mit einer Karte in der Graduierungsphase je nach Antwort? „Nochmal“: Der Fortschritt der Karte wird komplett zurückgesetzt, sprich die Karte ist wieder neu. „Schwer“: Die Graduierung tritt auf der Stelle und kommt nicht weiter. „Gut“: Die Graduierung kommt einen Schritt weiter. „Einfach“: Die Karte graduiert sofort. Eine Karte kann nur einmal graduieren, danach wird sie als „junge Karte“ behandelt (außer sie wird verges - sen). Sobald sie ein Intervall von über 21 Tagen erreicht, wird eine „junge Karte“ zu einer „alten Karte“. Junge/alte Karten werden anders behandelt als solche in der Graduierungsphase. Dazu ist es wichtig, den Unterschied zwischen Intervall und Leichtigkeit einer Karte zu kennen. Das aktuelle Intervall ist die Zeit seit der letzten Wiederholung. Die Leichtigkeit (in %) ist ein Wert, der auf den vergangenen Antworten basiert. Hat man oft „Einfach“ gedrückt, ist die Leichtigkeit höher, und die Karte wird bei zukünftigen Wiederho - lungen weiter als üblich weggeschickt. Und umge - kehrt. Was passiert nun genau mit einer Karte in dieser Phase? „Nochmal“: Das Intervall wird stark reduziert, die Karte wird in die Graduierungsphase zurückgeschickt. Die Leichtigkeit wird reduziert. „Schwer“: Das Intervall bleibt gleich und die Leich - tigkeit wird reduziert. „Gut“: Das Intervall wird etwas größer und die Leichtigkeit bleibt gleich. „Einfach“: Das Intervall wird deutlich größer und die Leichtigkeit erhöht sich.

Welche Antworten sollte man wann benutzen?

Bei neuen Karten : „Nochmal“: Falls nicht gekonnt. Wichtig: Beim erneuten Wiederholen in 10 Minuten o.ä. auf keinen Fall „Einfach“ wählen! „Schwer“: Wenn man lange überlegt hat. „Gut“: Standard-Antwort. Man hat etwas überlegt und große Teile der Antwort richtig. „Einfach“: Falls einem sofort die ganze Antwort ein - fällt, z.B. bei offensichtlichen Karten wie „el presi - dente“. In der Graduierungsphase : „Nochmal“: Nicht gekonnt. „Schwer“: Selten bis gar nicht, da es nur die Gra - duierung aufhält und „Gut“ ein ähnliches Intervall hat. Vielleicht, wenn man ewig überlegt hat. „Gut“: Standard-Antwort. Man hat etwas überlegt und große Teile der Antwort richtig. „Einfach“: Falls einem sofort die ganze Antwort ein - fällt. Diese Taste reduziert den Lernaufwand enorm. Meistens ist das schon in Schritt 1 der Graduierung (z.B. nach 2 Tagen) der Fall. Aber: Nicht gleich „ein - fach“ wählen, nur weil die Karte erst vor wenigen Minuten gezeigt wurde! Bei jungen/alten Karten : „Nochmal“: Nicht gekonnt. Je älter die Karte (grö - ßeres Intervall), desto härter sollte man mit sich selbst sein. „Schwer“: Umso häufiger „Schwer“ statt „Gut“, je die Karte älter ist; wenn man lange überlegen musste bzw. kleinere Teile falsch/vergessen hatte. „Gut“: Man hat schon 3-10 Sekunden überlegt und große Teile der Antwort richtig bzw. nur kleine Fehler gemacht, wie z.B. Artikel falsch. „Einfach“: Standard-Antwort. Falls einem sofort die ganze Antwort einfällt (Normalfall) - das reduziert den Lernaufwand enorm. Wichtig: Hatte man eine junge/alte Karte falsch und sie erscheint wieder in 10 Minuten, kann man sie meistens trotzdem wieder sehr gut. In diesem Fall klickt man dann auf „Einfach“ und erhält einen Bruch - teil seines alten Intervalls, z.B. 15 Tage (siehe unten „Intervall für neue“). Das erspart eine erneute zähe Graduierung.

Welche Einstellungen sind optimal?

Neue Karten: Eine zweischrittige oder dreischrittige Graduierung als Lernphase ist für das Kurzzeitgedächtnis essentiell. Dazu sollten die Abstände innerhalb der Graduierung immer größer werden. Das Intervall für „Einfach“ sollte nochmal größer sein als das Graduierungsinter - vall. Zusätzlich sollte auch die Abgrenzung zur Option „Schwer“ mind. 1 Tag betragen, sodass insgesamt jede Antwortschaltfläche sich von den anderen um mindestens einen Tag unterscheidet. Hintergrund die - ser Theorie ist, dass man möglichst oft vom „Ich hab über Nacht geschlafen“-Effekt (siehe Flaggen & Auf - schieben) profitieren möchte. Das ist wichtig, denn jede Karte hat zwei Seiten und im Laufe der Zeit ist es für den Lerneffekt ideal, wenn beide Seiten wiederho - lungsmäßig immer weiter auseinanderdriften. Konkret benutze ich: Schritte (in Minuten): 10, 2880 (= 2 Tage), 7200 (= 5 Tage); (diese erhält man beim konsekutiven Wählen von „Gut“) Graduierungsintervall: 9 Tage (erreicht man beim dritten konsekutivem Wählen von „Gut“) Intervall für einfache Karten: 10 Tage (erreicht man ein der Graduierungsphase jederzeit über „Einfach“) Anfängliche Leichtigkeit: 250 % (Erklärung: Hier kann man auch gut variieren, wenn die Quote der richtigen „alten“ Karten zu hoch ist, kann man den Wert beispielsweise erhöhen. U.U. sollte man in die - sem Szenario die Selbstbewertung dann etwas ver - schärfen, also strenger bewerten. Den Wert zwischen 200% und 300% anzusiedeln, ist dennoch höchst empfehlenswert.) Verwandte Karten aufschieben: Nein. (Erklärung: Theoretisch strengt man natürlich das Gehirn mehr an, wenn man das auf „Ja“ setzt, da man sich am nächsten Tag nochmal Gedanken machen muss. Aller - dings spart „Nein“ viel Zeit, da man dann quasi nur beidseitige Karten pro Tag hat und die andere Seite schon besser kann. Außerdem teilt man Spanisch- Deutsch und Deutsch-Spanisch sowieso meistens in unterschiedliche Antwortschaltflächen auf, dann sind diese ab dem nächsten Wiederholen auseinander.) Was passiert dann in der Graduierungsphase beispielhaft? Neu („Gut“) —> 2 Tage („Gut“) —> 5 Tage („Nochmal“) —> 10 Minuten („Gut“) —> 2 Tage („Gut“) —> 5 Tage („Schwer“) —> 5 Tage („Gut“) —> 9 Tage (graduiert) Oder etwas realistischer: Neu („Gut“) —> 2 Tage („Einfach“) —> 10 Tage (graduiert Wiederholungen: Maximale Wiederholungen pro Tag: 500 (Erklärung: Man sollte immer alle Wiederholungen jeden Tag machen und es nicht am Limit scheitern lassen! Sind es zu viele Wiederholungen, muss man die Anzahl neuer Karten verringern! Beachte, dass dieser Effekt erst nach ein paar Tagen spürbar ist.) Bonus für einfach: 170% (Erklärung: Ein experi - menteller Wert, der gut funktioniert. Je höher, desto krasser ist der Unterschied zwischen „Einfach“ und „Gut“ auf lange Sicht. Will man z.B. einfache Karten nicht mehr sehen, kann man hier deutlich höher (z.B. 200%) gehen. Allerdings ist dann zu beachten, dass man ausschließlich bei augenblicklicher Erinnerung an die Bedeutung „Einfach“ wählen sollte! Persönlich behalte ich den Wert lieber niedriger, damit ich nicht so gierig nach großen Intervallen werde und oft „Ein - fach“ wählen kann ohne schlechtes Gewissen.) Intervallfaktor: 100 % (Voreingestellter Wert, kann man so lassen. Möchte man seine richtigen alten Kar - ten von Wert „x %“ auf Wert „y %“ bringen, kann man folgendes als Intervallfaktor einstellen: log(y / 100) / log(x / 100) mit dem natürlichen Logarithmus. Bei - spiel: Um von 97 % auf 96 % zu sinken, nehme man log(0.96)/log(0.97) = 1,34“, also 134 %.) Maximales Intervall: 3650 Tage (Erklärung: Theore - tisch kann man das Maximalintervall auf die Dauer eines Lebens setzen, da irgendwann Karten in das lebenslange Langzeitgedächtnis eingebrannt werden. Allerdings kann man Karten auch alle 10 Jahre wieder - holen, um von Seite 3 zu profitieren und das Können und alle Bedeutungen wieder etwas in den Schuss zu bringen. Bei 15000 Karten und 10 Jahren sind es irgendwann 5-10 Karten/pro Tag, die man wiederholen muss. Eine Sache von 2 Minuten am Tag, um die Spa - nischkenntnisse auf einem sehr guten Level zu halten, ist als ultimatives Ziel mehr als akzeptabel, oder? Genauso gut, kann man natürlich 5 oder 2 Jahre wäh - len, mit doppeltem/fünffachem Aufwand dann…) Verwandte fällige Karten aufschieben: Ja. (Erklä - rungen von oben greifen alle: „Über-Nacht-geschlafen- Effekt“, Auseinanderdriften von Intervallen wird begünstigt, bei langen Intervallen ist ein Tag hin oder her auch egal.) Fehlschläge: Schritte (in Minuten): 5, 2880 (= 2 Tage) Intervall für neue: 10 % (Erklärung: siehe oben bei „Welche Antwortschaltflächen?“ und wichtiger Zusatz; 10 % setzt den Fortschritt ungefähr um zwei Lernpha - sen zurück, was meistens ausreicht, um das Gedächt - nis wieder gerade zu biegen. 30 % wäre sozusagen die vorherige Lernphase und 3% wären gleich 3 Lern - phasen) Minimales Intervall: 2 Tage (Erklärung: Genauso gut kann man 1 Tag nehmen. Dann kommt der Fehl - schlag nach Drücken von „Gut“ nach frühestens 1 bzw. 2 Tag(en).) Lernbremsen-Schwellwert: ? (Ich bin kein Fan einer Lernbremse, schließlich benutzt man Anki genau des - wegen, um auch die ganz schwierigen Karten ganz häufig zu sehen. Ich habe diesen Wert auf 50x Verges - sen gesetzt.) Sonstige Einstellungen: Maximale Antwortzeit: 60 Sekunden, so kommt es im Ablenkungsfall nicht zu einer Verfälschung der inter - nen Statistik. Ansonsten gilt: Probieren geht über studieren! Man sollte die Einstellungen immer seinen persönlichen Bedürfnissen anpassen, und auch etwas herumexperi - mentieren, gerade bei den Parametern: Anfängliche Leichtigkeit, Intervallfaktor und Bonus für einfach. Meine Werte sind auch nur Empfehlungen, die relativ gut funktionieren und mir jeden Monat ungefähr die gleiche Lernzeit bescheren, obwohl es immer mehr Karten werden! Wie viele neue Karten pro Tag? Hat man die Lern-Intervalle relativ effizient eingestellt (sagen wir 95-98% Richtige bei alten Karten), so braucht man ca. pro zwei neuen Karten pro Tag (d.h. ein neues Wort jeden Tag) in etwa 3-4 Minuten an gesamten Lernaufwand jeden Tag. (Dabei berücksich - tige ich das stetige Lesen der Seite 3! Sonst wären es natürlich viel weniger!) Nochmal an meinem Beispiel verdeutlicht: Ich mache 20 neue Karten (= 10 neue Wörter/Phrasen) jeden Tag und mein Lernaufwand liegt pro Tag im Schnitt bei 34,8 Minuten. So kann man gut hochrechnen, wie viel Zeit pro Tag man in den Kurs investieren möchte: 5 neue Karten pro Tag: Täglicher Lernaufwand 8- 10min, Gesamtdauer des Kurses: 8,2 Jahre 10 neue Karten pro Tag: Täglicher Lernaufwand 15- 20min, Gesamtdauer des Kurses: 4,1 Jahre 20 neue Karten pro Tag: Täglicher Lernaufwand 30- 40min, Gesamtdauer des Kurses: 2,1 Jahre 50 neue Karten pro Tag: Täglicher Lernaufwand 75- 90min, Gesamtdauer des Kurses: 10 Monate Flaggen & Aufschieben Gelegentlich hat man beim Lernen das Gefühl „Mist, jetzt habe ich vergessen, an die wichtige Zweitbedeu - tung zu denken oder ein Teil der Übersetzung etwas fälschlich/noch nicht so gut im Kopf“. Wenn man an dieser Stelle die Karte nicht gleich auf null zurückkata - pultieren möchte, gibt es das nützliche Feature der „Flagge“. Ich versehe an dieser Stelle die Karte mit der gelben Flagge, analog zur Ampelwarnfarbe, und wähle dann i.d.R. „schwer“ oder „gut“. Wenn die Karte das nächste Mal auftaucht, sieht man die Flagge schon, bevor man auf „Antwort anzeigen“ klickt. Das hat zur Folge, dass man deutlich genauer über die andere Seite der Karte nachdenkt. Wenn man sie dann zufriedenstellen konnte, kann man die Flagge entfer - nen und eine Antwortschaltfläche seiner Wahl wählen. Wenn nicht, sollte man die Karte auf „Nochmal“ setzen und auch die Flagge entfernen. Insgesamt spart das einen Haufen Gedanken, wenn man sich schlecht ent - scheiden kann, was zu tun ist. Gelegentlich hat man beim Lernen auch das Gefühl „Mist, jetzt war ich geistesabwesend und habe an ein weitgehendes Synonym des Wortes gedacht/bzw. die Hinweise überlesen“. In diesem Fall kann man die Karte auf morgen „Aufschieben“. Da sich das tempo - räre Gedächtnis durch Schlaf ganz gut zurücksetzt (aka man weiß nicht mehr genau, was man beim Ein - schlafen genau gelesen hatte), vermeidet man den Spoiler-Effekt, der den Sinn eines aktuellen Kartenin - tervalls zerstören würde. Allerdings sollte man die Karte am nächsten Tag auch nicht unbedingt auf „Ein - fach“ setzen. Dieses Szenario kann man auch gut mit einer Flagge kombinieren.